Der
Rathausplatz im altstädtischen Zentrum der bayerisch-schwäbischen
Metropole Augsburg wird optisch insbesondere von den an der Ostseite
des Platzes stehenden Bauten von Rathaus und Perlachturm dominiert.
Die beiden repräsentativen Gebäude zählen nicht nur zu den
eindrucksvollsten Beispielen profaner Renaissance-Architektur
nördlich der Alpen, sondern gelten in ihrer Zweiheit auch als
Wahrzeichen Augsburgs.
Das Rathaus mit seinen beiden 65 m hohen Zwiebeltürmen wurde von
1615 bis 1624 unter der Leitung von Stadtbaumeister Elias Holl
errichtet. Es sollte nicht zuletzt der Außendarstellung der
wohlhabenden und selbstbewussten Reichsstadt Augsburg dienen, die
erst 1805 ihre Unabhängigkeit verlor und bayerisch wurde. Der
ornamental verzierte Prachtgiebel an der Rathaus-Frontseite zeigt
immer noch den übergroßen Reichsadler, der auf die lange
reichsunmittelbare Periode Augsburgs hinweist. Die Spitze des
Giebels wird von einer kupfernen Zirbelnuss, dem botanischen
Wappenzeichen der Stadt, gekrönt.
Das Rathaus wurde bei einem britischen Bombenangriff im Februar 1944
schwer getroffen und bis auf die Außenfassaden fast völlig zerstört.
In den 1980er Jahren gelang es, das seit 1955 wieder als
Verwaltungsgebäude genutzte Bauwerk sowohl außen wie auch im
Innenbereich zum Teil originalgetreu zu rekonstruieren. Innen birgt
das Rathaus auf vier Etagen übereinander drei verschiedene Festsäle
sowie vier „Fürstenzimmer“. Neben den Sälen „Unterer Fletz“ im
Erdgeschoss und „Oberer Fletz“ ist vor allem der zweigeschossige, 14
m hohe „Goldene Saal“ mit seinen vielen Goldzierelementen und der
mit Blattgold verkleideten, mit zahlreichen Gemälden verzierten
Prunkdecke sehenswert. Das ursprünglich als Empfangs- und
Bewirtungsraum für hochgeborene Gäste genutzte nordwestliche
„Fürstenzimmer“ (150 qm Fläche) mit seinem großen Kachelofen und den
vielen Bildern bedeutender Maler ist wesentlich intimer als der 550
qm große „Goldene Saal“, aber ebenfalls von erheblicher Wirkung. Der
Raum wird heute gern kann als Trauzimmer in Anspruch genommen. Im
Gewölbekeller lädt der traditionsreiche „Ratskeller“ zum Einkehren
ein.
Das Rathaus kann in der Regel täglich vormittags und nachmittags
besichtigt werden.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus erhebt sich der
Perlachturm. Der ursprünglich im 10. Jahrhundert als 30 m hoher
Wachturm errichtete und später als 63 m hoher Glockenturm für die
nahe Kirche St. Peter genutzte Hochbau wurde im Zuge des
Rathausneubaus von Elias Holl Anfang des 17. Jahrhunderts in die
Bauarbeiten miteinbezogen. Holl passte die grauweiße Fassade des
Turms dem Renaissance-Äußeren des Rathauses an. Er stockte die Höhe
des Turms auf 70 m auf und schmückte den Turm mit der heutigen,
ebenfalls von einer Zirbelnuss gekrönten, Zwiebelhaube . Bei dem
Bombenangriff im Februar 1944 war auch der mit großen Uhren
versehene Perlachturm erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden.
Bereits 1950 war wieder als Glockenturm saniert.
Von der über 285 Stufen zu erreichenden Aussichtsplattform bietet
sich ein spektakulärer Blick über Augsburg bis hin zu den Alpen.
Seit Mitte der 1980er Jahre erklingen vier Mal täglich von einem
Glockenspiel im Obergeschoss intonierte Musikstücke über der Stadt.
Eine besonders bei Kindern beliebte Perlachturm-Sonderheit ist der „Turamichele“.
Nur am Michaelistag (29. September) erscheint am untersten
Turmfenster im Stundentakt eine mechanische Erzengel-Michael-Figur,
die zum Vergnügen der auf dem Rathausplatz versammelten Kinder auf
einen ebenfalls mechanischen Teufel einsticht.
Der Perlachturm ist von Ostern bis zum Spätherbst täglich geöffnet.