Der Pfahl im Bayerischen Wald – eine
naturkundliche Rarität
Der Pfahl im Bayerischen Wald stellt eine
deutschlandweit einmalige Gesteinsformation dar, weshalb er auch mit
Recht zu den bedeutendsten Naturdenkmälern Bayerns gehört. Das
markante Felsenriff aus hellem Quarzit verläuft in
Nordwest-Südost-Richtung durch den gesamten Bayerischen Wald
parallel zur Donau ungefähr in der Mitte zwischen dem Fluss und dem
Berghauptkamm an der bayerisch-tschechischen Grenze.
Das nördliche
Ende des Pfahls befindet sich bei Nabburg in der Oberpfalz; auf
einer Länge von 150 km führt der Quarzgang über Cham, Viechtach,
Regen, Grafenau und Freyung bis Neureichenau und weiter über die
Grenze in das österreichische Mühlviertel. Topografisch ist der
maximal 100 m breite Pfahl als Höhenzug gut zu verfolgen, sein
höchster Punkt liegt mit 750 m üNN bei der Burgruine Weißenstein
südlich von Regen. Das weiße Quarzgestein tritt an einigen Stellen
wie zum Beispiel in Viechtach besonders markant hervor, hier
erreichen die Felswände Höhen bis zu 30 m.
Der Pfahl markiert eine rund 300 Millionen Jahre alte Störungslinie
im Grundgebirge, an der sich Gesteinsschollen gegeneinander bewegt haben;
dadurch entstanden die Pfahlschiefer, in deren Spalten und Klüfte eine
heiße, kieselsäurehaltige Lösung eindrang und erkaltete. Infolge der Erosion
wurden die weicheren Pfahlschiefer allmählich abgetragen und der Quarzgang
freigelegt.
Er überragt heute als
wesentlich härteres Gestein („Härtling“) seine direkte Umgebung mit
einem Höhenunterschied zwischen 10 und 40 m; nach einer Legende soll
es sich bei den weißen Felszacken des Pfahls aber um einen Drachen
handeln, dessen Rückenkamm hier sichtbar wird.
Das milchig-weiße Pfahlgestein besteht zu 95-98 % aus Quarz (SiO2);
Eisenverbindungen und Verunreinigungen durch Pfahlschiefer
verursachen rötliche und graue Verfärbungen, weshalb der Pfahlquarz
in der Glasindustrie keine Verwendung fand. Aufgrund seiner großen
Härte wurde das Gestein bevorzugt im Straßenbau als Schotter
eingesetzt, in zahlreichen Steinbrüchen entlang des Pfahls wurde der
Quarzit abgebaut und zerkleinert. Mittlerweile sind nur noch wenige
Abbaustellen vorhanden, die besonders reinen Quarz für die
Herstellung von Mikrochips und Solarzellen verwenden. In den
aufgelassenen Steinbrüchen haben sich seltene Pflanzen- und
Tierarten angesiedelt, einige ehemalige Abbaue sind deshalb als
Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Als vielseitiges Ausflugsziel ist der Pfahl geeignet für eine
Tagestour mit dem Auto, ein Rad-Wochenende oder eine ganze
Wanderwoche, denn Wanderwege begleiten den Quarzgang fast auf seiner
gesamten Länge. Besonders sehenswerte Punkte sind Schloss
Thierlstein bei Cham, der Pfahl Neureichenau, die Wildbachklamm
Buchberger Leite und die Naturschutzgebiete Moosbacher Pfahl,
Hofpfahl, Großer Pfahl und Pfahl Weißenstein. Am Großen Pfahl bei
Viechtach führen zwei Rundwege mit Infotafeln die Besucher durch das
gesamte Gelände, im ehemaligen Steinbruch wurden Betriebsgebäude wie
Schmiede oder Verladestation restauriert und zeigen die Geschichte
der 100-jährigen Abbautätigkeit – nur ohne Arbeiter.