Reisebericht über einen
Kurzurlaub in Würzburg
Städtereise Würzburg vom
05.-07.08.2011
Drei
Tage sind natürlich viel zu kurz um Würzburg mit seinen vielen
Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Da wir aber schon einmal in
Würzburg waren und bei unserem ersten Besuch die Altstadt, einige
Kirchen und natürlich den Dom sowie die Würzburger Residenz mit
Hofgarten und die Festung besichtigt hatten, legten wir diesmal den
Schwerpunkt unserer Reise auf Würzburg und seine Weinberge und
Weingüter.
Nur das Wahrzeichen von Würzburg – die Burg – oder genauer gesagt
die Festung Marienberg haben wir nochmals mit unserem Gästeführer,
Rudi Held, besichtigt. Der Würzburger Stadt- und Museumsführer Herr
Held hatte uns auch schon bei unserem Besuch vor drei Jahren durch
die Stadt geführt. Sein großes Wissen, das er ganz auf seine Gäste
zugeschnitten erklärt, macht jede Besichtigung zu einem Erlebnis,
egal wie groß oder klein das Vorwissen ist.
Diesmal haben wir als Ausgangspunkt für unseren Besuch in Würzburg
ein kleines, einfaches Hotel in der Innenstadt genommen, das drei
Sterne Hotel Till Eulenspiegel. Das Hotel Till Eulenspiegel liegt
sehr zentral, hat deshalb aber auch kaum Möglichkeiten für
Fahrzeugstellplätze. Wir haben unseren PKW in dem gleich in der
Nachbarschaft liegenden Parkhaus abgestellt, mit Hotelrabatt kostet
das für Freitag – Sonntag 20,-- Euro. Würzburg kann man wunderbar zu
Fuß erkunden und durch die zentrale Lage des Hotels haben wir das
Auto wirklich nicht benötigt.
|
|
Man kann das Hotel Till Eulenspiegel auf alle Fälle empfehlen;
einfach, aber sauber und freundlich und nicht zu vergessen die
zentrale Lage. Auch die urigen Weinstube und der Bierkeller mit 18
verschiedenen Bieren sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Man sollte
lediglich die etwas teureren Zimmer zum Innenhof buchen, da das
Hotel in der Sanderstrasse liegt, wo sich auch einige
Stundentenkneipen befinden, was zumindest im Sommer zu nächtlicher
Lärmbelästigung führen kann.
Nach
unserer Ankunft Freitagmittag sind wir gemütlich durch die Altstadt
gebummelt und über die alte Mainbrücke Richtung Festung gelaufen. Am
Anfang der Mainbrücke ist ein sehr schönes Restaurant direkt am
Main, dort gibt es auch einen kleinen Weinausschank direkt an der
Brücke. Leider wird den Touristen dort ein Wein verkauft, dass es
einen nicht zu wundern braucht, wenn jemand danach sagt, dass die
Würzburger keinen Wein machen können. Auch wenn das Weinjahr 2010
nicht das Beste war, solchen Wein zu verkaufen, ist eine Beleidigung
für alle Würzburger Weinkeller und nicht zu vergessen die Gäste der
Stadt.
Auf die Festung führt ein langer Fußweg mit wenig Steigung der die
ganze Burg einmal umrundet, oder der direkte Weg von der alten
Mainbrücke aus hinauf auf die Festung. Wir nehmen den kürzeren Weg
und kommen über viele Stufen recht bald am Tor durch die erste
Burgmauer an. Es sind insgesamt ungefähr 100 Höhenmeter vom Main bis
zur Festung Marienberg und nach einer kurzen Verschnaufpause treffen
wir uns mit unserem Stadtführer, oder diesmal besser gesagt
Burgführer, Herrn Rudi Held am Freitag um 17.00 Uhr am Biergarten
der Festung.
Dieser Biergarten sollte aber wirklich nur als Treffpunkt genutzt
werden. Es ist sehr traurig das die Stadt Würzburg diesen wunderbar
gelegenen Biergarten einem derart desinteressierten und offenbar
auch unfähigen Pächter überlässt. Dieser Biergarten liegt am Eingang
zur Burg und sollte doch die Möglichkeit bieten, jeden Gast mit
einer guten Brotzeit zu empfangen oder zu verabschieden. Doch leider
ist das was dort an Gastronomie geboten wird wohl das Schlimmste,
was wir jemals erlebt haben. Das sehr begrenzte Angebot wäre ja noch
ausreichend, wenn die Qualität auch nur annähernd passen würde,
jedoch vergeht einem das Essen schon beim Anblick der „Küche“ oder
des „Koch“….. Es gibt nur normalen Kaffee, da alle anderen
Funktionen an der Maschine wohl schon seit längerem defekt sind,
heiße Schokolade – natürlich auch defekt. Das Thema Dosen-Wienerle
und Fertigkuchen möchte ich hier jedoch nicht weiter ausbreiten.
Wer sich auf der Würzburger Festung mit einem Kaffee stärken möchte
der findet im Souvenirshop der Burg eine freundliche Dame die mit
einem ausgezeichneten Gerät sehr guten Kaffee in verschiedenen
Variationen anbietet.
Während der Führung durch die Festungsanlage weist uns unser
Fremdenführer immer wieder auf viele interessante Details hin und
erzählt kurzweilige Geschichten. Besonders seine Ausführungen zum
Bauernkrieg begeistern unsere Männer. Uns gruselt eher bei der
Vorstellung dass der Burggraben vier Meter hoch mit Leichen
aufgefüllt war und die Obstbäume im Burggraben somit auf einem
großen Massengrab stehen.
Auch die Art der Besoldung der Soldaten in der Burg, drei bis fünf
Liter Wein am Tag, führte zu einer lebhaften Diskussion über die
Qualität und Quantität des Weinkonsums in früheren Zeiten. |
|
Wir sollen schätzen wie tief der Brunnen in der Burganlage ist,
welcher die Notwasserversorgung in Kriegszeiten garantierte. Der
Brunnen ist, wie es früher üblich und wohl auch notwendig war, in
einem Brunnenhaus, damit die Feinde nicht mit Wurfmaschinen Gift
oder Unrat in den Brunnenschacht werfen konnten. Schaut man in den
Brunnen hinein, meint man, dass er höchstens 20 bis 40 m tief ist,
eher etwas weniger. Da der Brunnen ja aber natürlich bis auf das
Grundwasser geht und die Festung ja auf einem Hügel steht, muss er
wesentlich tiefer sein. Insgesamt ist der Brunnen etwas über 100 m
tief, da der Schacht aber nach unten weiter wird, kommt es zu einer
optischen Täuschung. Neben diversen auflockernden Erzählungen hörten
wir aber natürlich auch alles Wichtige über die Festung Marienberg.
Nach
der Führung gingen wir wieder hinunter in die Altstadt. Auf dem Weg
erklärte uns Herr Held noch die Bauweise und die Funktionen der
Burgmauern und Burgtore und erzählte uns auch die Geschichte von der
missglückten Entführung eines Bischofs. Obwohl wir natürlich schon
auf unserem Weg zur Burg durch die Tore gelaufen waren, hatten wir
uns keine Gedanken gemacht, warum die Tore um die Kurve gehen und
haben natürlich auch nicht die vielen technischen Finessen gesehen,
die in solch einem alten Festungswall stecken. Erst als uns unser
Burgführer fragte, warum wohl der Weg durch die Mauer um die Kurve
geht, begann wieder eine lebhafte Diskussion über die frühere Zeit
und wir sahen die mächtige Festungsanlage danach aus einem ganz
anderen Betrachtungswinkel. Der Grund ist eigentlich einfach; man
kann mit einer Kanone nicht um die Kurve schießen. Selbst wenn das
erste Tor zerstört werden sollte, war es den Angreifern nicht
möglich, mit einer Kanone auch das innere Tor zu zerschießen.
Nach dem Abendessen mit guten fränkischen Bratwürsten ließen wir den
Abend in der Weinstube unseres Hotels ausklingen. Der Hotelbesitzer
hat dort so manchen Schatz hervorgeholt. Da wir auf unserer
Burgführung ja auch erfahren hatten, dass der Weinberg unterhalb der
Burg den Namen „Innere Leiste“ trägt und nach oder mit dem
Würzburger Stein die beste Lage in Würzburg ist, haben wir uns sehr
gefreut als wir in der Weinstube einen Wein aus dieser Lage kosten
konnten; zudem auch noch ein "Großes Gewächs". Übrigens an dieser
Stelle eine Empfehlung für die Weinstube des Till Eulenspiegel; man
sitzt urgemütlich, die Auswahl ist gut und der Wirt ist einfach nur
witzig.
Am
Samstag begannen wir den Tag mit einer gemütlichen Fahrt auf dem
Main. Jede volle Stunde legt ein Ausflugsschiff ab in Richtung
Veitshöchheim. Die Fahrt dauert ca. 40 Minuten, in Veitshöchheim
kann man aussteigen und mit einem späteren Schiff fahren oder sofort
wieder mit zurück nach Würzburg fahren. Wir blieben auf dem
Sonnendeck des Schiffes sitzen und genossen die schöne Aussicht und
das treiben auf dem Main bei strahlendem Sonnenschein. Danach ging
es dann wieder in die Innenstadt und wir besuchten den Weinladen des
Juliusspitals. Zu einer Weinprobe oder Weinkellerbesichtigung im
Juliusspital blieb uns leider keine Zeit. Wir haben im Restaurant im
Juliusspital im schönen Innenhof mit gutem Service und guter
Essensqualität zu Mittag gegessen und können dieses Restaurant nur
weiterempfehlen. Um 15.00 Uhr waren wir dann an der Residenz zur
Weinkellerführung im staatlichen Hofkeller Würzburg. Hier hatten wir
eine sehr interessante Führung durch den alten Weinkeller,
eingeschlossen war auch der Ausschank eines Glases Riesling
(übrigens hervorragend) und der Möglichkeit zum Einkauf aus einem
kleinen Sortiment. Da in dem unter dem anderen Residenzflügel
gelegenen neueren Weinkeller voll gearbeitet wurde, konnten wir
diesen modernen Teil der Kellerei leider nicht besichtigen. Nur der
lange Verbindungsgang mit dem informativen Lichtband konnte noch
besichtigt werden. Der lange Gang wird genutzt um die Geschichte des
Hofkellers in kurzen Stichpunkten darzustellen.
Da wir ja, wie immer in diesen drei Tagen, nur zu Fuß unterwegs
waren, mussten wir uns nach der Weinkellerführung langsam zu
unserer gebuchten Weinbergführung auf dem Würzburger Stein auf den
Weg machen. Als wir bei dem Gästeführer Herr Held angefragt hatten
ob er auch eine Weinbergführung machen kann, war er zu unserem
Termin leider schon ausgebucht, es blieb eben nur kurz Zeit zu einer
Burgführung am Freitag. Er konnte uns aber einen sehr kompetenten
Kollegen empfehlen der sich auf Weinbergführungen spezialisiert hat
und auch die offiziellen Weinbergführungen für den Hofkeller führt.
Max von Vacano hat für uns eine wunderschöne und sehr interessante
Weinbergführung mit anschließender Weinprobe organisiert und
durchgeführt. Auch er hat mit seinem großen Wissen sowohl die
Weinkenner in der Gruppe begeistern können sowie auch die Besucher
mit sehr geringen Vorkenntnissen über Wein und Weinanbau gut und
unterhaltsam informiert. Die 1 ½ Stunden Wanderung über den
Würzburger Stein waren viel zu schnell vorbei, wir hätten Herrn von
Vacano noch viel länger zuhören können. Auch die von ihm
herausgesuchten Weine, sowie seine Erklärungen zu den Weinen bei der
anschließenden Weinprobe fanden überall Zustimmung.
Den
Abend verbrachten wir im Restaurant Stachel in der Altstadt. Dieses
Lokal hatten wir auch schon bei unserem Besuch vor ein paar Jahren
besucht und waren damals sehr zufrieden. Leider hat sich das Lokal
sehr verändert und unserer Meinung nach nicht zum Besseren.
Die Karte ist ganz auf Menü ausgelegt und das ganze Ambiente sowie
der Service wollen den Eindruck eines gehobenen Restaurants
vermitteln. Die Räumlichkeiten sind aber viel zu eng bestuhlt. Der
Service ist bemüht, kann aber letztendlich die schwache Leistung der
Küche nicht ausgleichen. Es wäre besser gewesen, die Küche hätte auf
dem gutbürgerlichen bis leicht gehobenem Niveau weitergemacht. Die
nun versuchte gehobene Küche ist eben nur versucht und war bei allen
unseren Mitreisenden, eine totale Enttäuschung. Schade um das Geld
und die Zeit.
Wer das obere Segment ansteuert und auch seine Preise so ausrichtet,
muss auch tatsächlich Spitzenleistung bringen. Ein nicht mehr
frischer Gruß aus der Küche und geschmacklose Beilagen rechnen
hierzu nicht.
Am Sonntag wollten wir dann noch bei den drei großen Weinkellereien
in Würzburg, dem Juliusspital, dem Bürgerspital und dem Hofkeller,
Wein einkaufen. Da wir zuvor ja nur zu Fuß unterwegs waren haben wir
natürlich keinen Wein gekauft. Wir waren uns sicher dass die beiden
Weinkeller-Läden an den von Touristen doch sehr viel besuchten Orten
auch am Sonntag geöffnet haben. Nur das Bürgerspital hatten wir bis
dahin noch gar nicht besucht und waren uns nicht sicher ob und wo
wir dort Wein kaufen können. Wir hatten uns aber alle getäuscht, am Sonntag vermittelte Würzburg den Eindruck als ob sie
ihren Wein lieber selber trinken und gar nicht verkaufen wollen –
nicht dass wir das nicht verstehen könnten, der Wein ist ja sehr gut
– aber es ist schon komisch was für Anstrengungen ein Tourist am
Sonntag machen muss um an ein paar Flaschen Wein zu kommen.
So sind wir also zuerst zum Weinladen und Souvenirshop des
Hofkellers bei der Residenz gefahren und mussten leider feststellen,
dass am Sonntag geschlossen ist. Im Restaurant an der Residenz gab
es auch keinen Wein zu kaufen. Da wir ja bei der Führung durch den
Weinkeller am Vortag gesehen hatten, dass es im Weinkeller einen
kleinen Weinverkauf gibt, das war das unsere letzte Hoffnung. Wir
warteten, bis die Teilnehmer der Führung aus dem Keller zurückkamen
und liefen dann schnell die Treppen hinab und in Richtung
Weinverkauf. Das Personal wollte uns natürlich aufhalten, hat uns
aber mit der Erklärung, dass wir nur schnell Wein kaufen möchten,
noch zu den restlichen Gästen der Führung zum Weinverkauf
hineingelassen. Wir hatten also nach zwei vergeblichen Versuchen
endlich Wein vom Hofkeller, auch wenn die Auswahl nicht so groß war.
Als nächstes sind wir dann schon mit schlechter Vorahnung zum
Verkauf vom Juliusspital gefahren, aber auch hier war am Sonntag zu.
Da wir aber am Vortag im Restaurant schon gesehen hatten, dass es
dort eine kleine Auswahl gibt, sind wir wieder zurück zum Restaurant
und haben dort wenigstens eine Geschenkpackung Wein bekommen. Nicht
das, was wir eigentlich wollten, aber die Auswahl im Restaurant war
mehr auf Konsumweine ausgerichtet und das wollten wir nicht
unbedingt.
Sehr erfreulich war dann unser Versuch am Bürgerspital
Wein zu kaufen. Obwohl wegen Umbau der eigentliche Weinverkauf
gerade geschlossen ist, waren die Mitarbeiter im Restaurant sehr
freundlich und hilfsbereit. Der Weinverkauf im Bürgerspital wird
während des Umbaus vom Restaurant mit übernommen und wir konnten
noch Weine kosten und hatten eine zwar auch verkleinerte, aber
dennoch schöne Auswahl an Weinen.
Im
großen und ganzen war das eine wunderbare Kurzreise nach Würzburg,
wenn man vom lukullischen Teil absieht, wobei ich das ausschließlich
auf das Thema Essen beschränken möchte. Gegen die offerierten Weine
ist überwiegend nichts zu sagen.
Man fährt am besten mit der Einstellung nach Würzburg, dass man sich
in einer Studentenstadt befindet und stellt sich auf einfache
Gerichte in Studentenlokalen ein. Oder man frägt einen Einheimischen
nach einem gutbürgerlichen Lokal, welche es sicherlich ebenso gibt,
wie das Juliusspital bewiesen hat.
Die Alternative ist das Gourmetrestaurant Reiser, welches wir leider
nicht ausprobiert haben. Ich bin mir jedoch sicher, dass dies der
passendere Abschluss nach der wirklich genialen Weinbergführung am
Stein gewesen wäre.
|