Der Archäologische Park Kellmünz – ein
römisches Erbe
Der Limes stellt mit insgesamt
550 km Länge ein herausragendes Bodendenkmal in Mitteleuropa dar, er wurde
von römischen Truppen als Grenzwall zum Schutz der Provinz Rätien vor
Überfällen der Germanen und Alamannen errichtet.
Der Archäologische Park in
Kellmünz an der Iller zeigt neben zahlreichen Kleinfunden sehr anschaulich
die Fundamente von Gräben, Mauern, Türmen und Gebäuden, die zu einer
Verteidigungsanlage aus der Römerzeit gehören. Die spätantike
Grenzbefestigung liegt auf einer Höhe von 541 m üNN am westlichen Rand des
Kellmünzer Ortszentrums, das Gelände ist zu einem großen Teil überbaut. Die
Anlage wurde von den Römern „Caelius Mons“ nach einem der Hügel Roms
genannt, aus dieser Bezeichnung ist wahrscheinlich der Stadtname Kellmünz
entstanden. |
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Das Kohortenkastell mit einer Größe von 8.600 m² gehörte zum
Donau-Iller-Rhein-Limes, der den Obergermanisch-Rätischen Limes als
Grenzlinie ersetzen sollte. Die Besatzung des Kastells war die Einheit „Cohors
III Herculea Pannoniorum“, die aufgrund der Lagergröße etwa 300 Mann
umfasste. Die relativ kleine Militärstation wurde zu Beginn des 3.
Jahrhunderts auf einem strategisch günstigen Höhenrücken errichtet; das
Gelände fällt auf drei Seiten rund 35 m steil in das Tal der Iller ab, so
dass lediglich die flachere Ostseite mit dem Haupttor zusätzlich durch
Gräben geschützt werden musste. Vor der Errichtung des Kastells befand sich
hier eine kleine Siedlung aus Fachwerkbauten, aufgrund der Größe handelte es
sich dabei wahrscheinlich um ein Baulager.
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden beim Bau einer
Wasserleitung römische Fundamente auf der Anhöhe entdeckt, die ersten
planmäßigen Grabungen erfolgten von 1901 bis 1913 durch den Kellmünzer
Kaufmann Roman Lindner unter Mithilfe seiner drei Söhne und des Archäologen
Paul Reinecke. Zur Finanzierung der Arbeiten wurden Architekturteile und
Marmorstatuen an das Bayerische Nationalmuseum in München verkauft. Eine
umfangreiche wissenschaftliche Grabungsphase fand zwischen 1986 und 1993
durch die Universität München statt; nach Abschluss der Ausgrabungen konnten
die sichtbaren Kastellreste im Archäologischen Park Kellmünz der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zugleich wurde das gesamte Gelände
unter Denkmalschutz gestellt. Die Forschungsergebnisse und die Fundstücke
sowie die Geschichte Rätiens präsentiert eine Ausstellung im Museums-Turm,
der auf einem antiken Fundament erbaut wurde. Der Turm ist von April bis
Oktober an Wochenenden zwischen 10 und 17 Uhr oder nach Absprache geöffnet,
in der Wintersaison kann nur das Parkgelände besichtigt werden.
Die wissenschaftlichen Ausgrabungen belegten die Existenz eines befestigten
römischen Kastells mit polygonalem Grundriss. Die lange Stirnseite des
Lagers war nach Osten gerichtet und enthielt ein großes Tor; zum Schutz
dieser Ostseite gab es zusätzlich einen 6 m breiten Sohlgraben und einen 2,5
m tiefen Spitzgraben mit rund 5 m Breite, die Wehrmauer war hier bis zu 3 m
stark. Die steinerne Umfassung des Areals wies im Kern eine Mischung aus
Sand, Steinen und gebranntem Kalk auf, diese betonähnliche Substanz wurde
zum Schutz außen durch Bruchsteine verstärkt. In den Mauerverlauf mit einer
Länge von 101,5 m waren 14 halbrunde Türme in unregelmäßigen Abständen
eingelassen. Vom Osttor verlief die Hauptstraße geradlinig durch das Lager,
sie diente als Vermessungsachse für den regelmäßigen Grundriss der
Innenbebauung. In der Nähe des Tores stand eine 26 m lange
Mannschaftsunterkunft aus Fachwerk mit Estrichfußboden und Latrine; ein
Großbrand um das Jahr 303 zerstörte zahlreiche Gebäude, der Wiederaufbau
dauerte mindestens bis zum Jahr 310. Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts wurde
das Kastell allmählich aufgegeben und im Mittelalter sukzessive abgebrochen,
um Baumaterial zu erhalten – vom Kastell zur Kirche.
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