Der Künstler Edwin Scharff (1887 - 1955) wurde in Neu-Ulm geboren.
Er war Maler und Bildhauer und schuf viele Skulpturen und entwarf
Denkmäler. Einige seiner Werke wurden während der NS-Zeit als
"entartete Kunst" zerstört, und Scharff erhielt von den
Nationalsozialisten Berufsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte
er wieder als Künstler tätig sein. Neu-Ulm würdigt den berühmten
Sohn der Stadt mit einem Kunstmuseum, in dem zahlreiche
Original-Werke Scharffs ausgestellt sind.
Das Edwin-Scharff-Museum wurde 1999 am Petrusplatz 4 in Neu-Ulm
eröffnet. Es besteht aus drei Abteilungen: "Kunstmuseum,
Kindermuseum, Erlebnisräume". Im Kindermuseum können die jungen
Besucher malen, spielen und Versuche machen. In den "Erlebnisräumen"
finden Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene statt, z.B.
Auftritte von Kabarettisten.
Der Rundgang durch die Abteilung Kunstmuseum führt den Besucher in
die "Ständige Sammlung zu Edwin Scharff" mit interessanten Werken
des Neu-Ulmers. Zu Beginn seiner Künstlerlaufbahn arbeitete Edwin
Scharff vor allem als Maler, erst später wandte er sich der
Bildhauerkunst zu.
Aus seinen frühen Phasen als Maler stammen zwei Selbstporträts des
Künstlers, eines von 1915, eines von 1919. Unter
den Skulpturen sind u.a. die Büste des Künstlerkollegen Max
Liebermann von 1924 und die "Badende" von 1914 zu nennen. Eine große
Bronzefigur, der "Junge Athlet" (1913) steht im Innenhof des
Museums. Sehr beeindruckend ist auch die "Marienthaler Kirchentür"
aus Bronze. Auf dem Bronzeportal sind verschiedene biblische Figuren
zu sehen. Einige Werke von Zeitgenossen Scharffs, beispielsweise von
Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, ergänzen die Werkschau.
Die zweite Dauerausstellung im Kunstmuseum ist Ernst Geitlinger
(1895 - 1972) gewidmet, der zwar nicht aus Neu-Ulm stammte, dessen
Nachlass aber in den Besitz der Stadt kam. Der Besucher kann sich
anhand von 50 ausgestellten Werken Geitlingers ein Bild von der
künstlerischen Entwicklung des Malers machen. Geitlinger fing mit
expressionistischen, figürlichen Gemälden an und begann in den
1950-er Jahren, abstrakt zu malen. Auch Geitlinger war übrigens, wie
Scharff, während der NS-Zeit als "entarteter Künstler" verfemt.
Ausgestellt sind u.a. die expressionistischen Gemälde "New York bei
Nacht" (1928) und "Porträt Ernst Bürgin" (1927). Für die "abstrakte
Phase" Geitlingers können Gemälde wie "Sonne" (1955) und "Roter
Kreis" (1971) beispielhaft stehen. Während die Werke Scharffs eher
ernst und feierlich wirken, erscheinen Geitlingers farbenfrohe
Gemälde oft humorvoll und fröhlich. Als Beispiel sei Geitlingers
witziges Bild "Der behütete Hund" von 1953 genannt. So ergänzen sich
die beiden Zeitgenossen hervorragend, und der Kunstfreund wird in
den beiden Werkschauen viel Inspirierendes entdecken!
Außer den beiden ständigen Ausstellungen werden im Kunstmuseum noch
Wechselausstellungen angeboten. Die Ausstellungen zeigen entweder
Werke eines Künstlers aus der Region (Martin Weimar aus Neu-Ulm war
z.B. schon vertreten), oder sie stehen unter einem Thema (Beispiel:
"Tierplastik des 20. Jahrhunderts").
Das Edwin-Scharff-Museum ist täglich außer montags geöffnet, und
zwar dientags und mittwochs von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr,
donnerstags, freitags und samstags von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr und
sonntags von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr.