Die Radspitze – ein
Eckpfeiler des Frankenwaldes
Die Radspitze liegt rund 8 km östlich von
Kronach im Gebiet der Gemeinde Marktrodach an der südlichen Grenze
des Naturparks Frankenwald. Mit ihrer Gipfelhöhe von 678 m üNN
gehört die Radspitze zu den höchsten Erhebungen des Frankenwaldes,
sie bildet einen markanten und exponierten Abschluss der
Frankenwaldregion in Richtung Süden. Die Radspitze befindet sich
geologisch gesehen im Bereich der Fränkischen Linie, die als
bedeutende tektonische Störung das alte Grundgebirge im Nordosten
vom jüngeren Deckgebirge im Südwesten trennt. Der Gipfel der
Radspitze wird aus Kieselschiefern aufgebaut, die wesentlich
widerstandsfähiger sind als die Gesteine in der Umgebung.
Durch die stetige Erosion und die verschiedenen
Härtegrade der Schichten ist somit ein deutlicher vertikaler Abstand
von rund 300 m zwischen der Bergkuppe und dem angrenzenden
Losnitztal entstanden, wobei diese Differenz als größter
Höhenunterschied im ganzen Frankenwald gilt. Die Herkunft der
ungewöhnlichen Bezeichnung Radspitze für einen Berg ist nicht
eindeutig geklärt. Einer Vermutung nach handelt es sich um eine
frühere Kultstätte der zu den Westslawen gehörenden Wenden, die hier
ab dem Jahr 600 Siedlungen errichteten und auf der höchsten Erhebung
ihren Gott Rada verehrten; weitere Deutungsmöglichkeiten wären die
Ähnlichkeit der Bergsilhouette mit einem Rad oder die sehr frühe
Rodungstätigkeit im Gipfelbereich.
Die exponierte Lage und
die große Höhendifferenz zum Umland machten die Radspitze bereits
sehr früh zu einem wichtigen Orientierungs- und Vermessungspunkt. Im
Jahr 1851 erklärte das damalige Katasteramt den Gipfel zu einem
„Hauptdreiecksnetzpunkt erster Ordnung“ und errichtete ein
imposantes hölzernes Signal, das aber innerhalb von fünf Jahren der
Witterung zum Opfer fiel.
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Von 1886 bis 1898 befand sich auf der
Radspitze ein 11 m hoher Aussichtsturm aus Holz; nach dem Verfall
dieses Turmes gab es Pläne für einen Massivbau mit 18 m Höhe, die
Baumaßnahme wurde jedoch nicht durchgeführt. Erst am 4. September
1955 erfolgte auf dem Gipfel die Einweihungsfeier für einen neuen
Aussichtsturm, der zunächst eine Höhe von 16 m aufwies. Das Wachstum
der umstehenden Bäume machte im Jahr 1965 eine Aufstockung um 4 m
erforderlich, so dass der heutige Radspitzturm eine Gesamthöhe von
20 m und zwei Aussichtsplattformen aufweist; der Blick reicht vom
Frankenwald und Fichtelgebirge über Fränkische Schweiz, Steigerwald
und Haßberge bis zur Rhön.
Neben einer herrlichen Rundumsicht bietet die Radspitze auch
zahlreiche Möglichkeiten für Sommer- und Wintersport. Der große
Höhenunterschied von fast 300 m zur Umgebung macht den Berg zu einem
idealen Übungsgelände für Gleitschirm- und Drachenflieger, besonders
bei Westwind herrschen hier sehr gute Flugbedingungen. Die
Höhendifferenz ist ebenfalls für Mountainbiker interessant, denn die
steilen Anstiege auf den Wegen erfordern eine gute Kondition; die
ausgeschilderte MTB-Route Steinachtal Süd (Länge 25 km, 817
Höhenmeter) verläuft direkt über den Gipfel der Radspitze. Im Winter
werden auf dem Berg einige Loipen mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden gespurt; der rot markierte Rundkurs vorbei am
Radspitzturm ist 4,2 km lang und eine reine Skatingstrecke, während
die blaue Markierung auf 8,7 km Länge die klassischen Langläufer durch
leicht welliges Gelände mit viel Aussicht führt. |
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Für die Wanderfreunde
stellen die sehr gut beschilderten Wanderwege ein beliebtes Revier
dar, die Länge der Touren schwankt zwischen 7 und 16 km; oft
begangene Wanderrouten sind der Almweg, der Höhenweg, der Juraweg
und der Kohlbach-Radspitz-Weg.
Für eine gemütliche Rast
stehen den Wanderern die 2006 eröffnete Radspitzeinkehr und die
bereits 1928 eingeweihte Radspitzalm zur Verfügung; eine weitere
Erfrischung gibt es bei Seibelsdorf am Fuß der Radspitze – die
Grünberg-Kneippanlage.
© Bild: By Albert Backer.FatAlbert at de.wikipedia
[CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)],
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