Der Große Waldstein ist mit einer Höhe von
877 m üNN der höchste Punkt im Waldsteingebirge, das den nordwestlichen Teil
des Fichtelgebirges bildet. Das gesamte Waldstein-Areal mit einer Fläche von
20,2 ha wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen; besonders interessant sind
die Felsformationen aus Granit im Gipfelbereich und die alten Buchenbestände
im umgebenden Mischwald. Zahlreiche markierte Wanderwege führen von den
umliegenden Ortschaften auf den Großen Waldstein, die Weglänge variiert
dabei zwischen 3 und 15 km; auch der mehr als 200 km lange Jean-Paul-Weg von
Joditz nach Sanspareil verläuft über den Großen Waldstein. Für einen
bequemeren Aufstieg gibt es noch eine Fahrstraße bis zum Waldsteinhaus,
einem durchgehend bewirtschafteten Unterkunftshaus des
Fichtelgebirgsvereins.
Bereits im Zeitalter der Romantik war der
Große Waldstein mit seinen Felsformationen und Ruinen ein beliebtes
Ausflugsziel. Im Sommer 1853 wurde deshalb das „Hospiz Waldstein“ als
Notunterkunft für Wanderer errichtet, zusätzlich gab es einfache Speisen und
einen Bierausschank. Der Staatsforst baute das Holzhaus im Jahr 1889 in ein
gemauertes, zweistöckiges Gebäude um, so dass der Förster in dem oberen
Stockwerk eine Dienstwohnung erhielt. Nach der Auflösung der
Forstdienststelle übernahm der Fichtelgebirgsverein das Haus, durch
umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen bis zum Jahr 1993 entstand das
heutige moderne Waldsteinhaus. Eine Besonderheit ist die Wasserversorgung
durch einen „Hydraulischen Widder“, der ohne Motor oder Pumpe seit über 60
Jahren ohne Probleme das Wasser auf den Waldstein fördert.
Die bekanntesten
Felsen rund um das Waldsteinhaus sind der Waagstein, der Teufelstisch und
die Schüssel; die tiefen Löcher im Teufelstisch stammen von einem Pavillon,
der Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde. Die Schüssel erhielt ihren
Namen von der schüsselartigen Vertiefung des obersten Granitblockes auf dem
Gipfel, weshalb auch der Aussichtspavillon diese Bezeichnung trägt. Die
frühere Bemalung und die Verglasung des 1851 errichteten Pavillons sind witterungsbedingt nicht mehr vorhanden, der Panoramablick über das
Fichtelgebirge ist trotzdem immer noch beeindruckend.
Das älteste Bauwerk auf dem Großen Waldstein ist die Ostburg, von der
allerdings nur noch wenige Mauerreste vorhanden sind; die um das Jahr 1150
erbaute Anlage bestand aus Wohnhaus, Stall und Schutzmauer. Direkt neben der
Ostburg befindet sich die Ruine der Waldsteinkapelle, in der bei
Ausgrabungen vier Gräber entdeckt wurden; weitere Grabungsfunde ergaben,
dass der Waldstein bereits in der Jungsteinzeit bewohnt war. Nach der
Aufgabe der Ostburg zogen die Ritter von Sparneck in die um 1350 errichtete
Westburg, die auch Waldsteinburg oder Rotes Schloss genannt wird. Im
Innenhof der 1523 teilweise zerstörten Anlage befanden sich hinter der
Burgpforte das Torhaus, ein Wohnturm und eine Zisterne; nach der Sanierung
2008 kann die Burgruine wieder von innen besichtigt werden, auf einer Bühne
am Fuß der Waldsteinburg finden seit 1923 die Waldsteinfestspiele statt.
Ein ganz besonderes Bauwerk ist der
Bärenfang aus dem 17. Jahrhundert, der aufgrund seines guten
Erhaltungszustandes als einzigartig in Deutschland gilt. In dem gemauerten
und überdachten Gebäude gibt es zwei schmale Öffnungen an den Stirnseiten
mit Fallgittern, wodurch die Bären lebend gefangen wurden; sie mussten an
den Markgrafen von Bayreuth zur Bärenhatz geliefert werden. Der letzte Fang
glückte im Jahr 1760, seitdem gibt es auf dem Großen Waldstein zwar einen
intakten Bärenfang – aber keine Bären.