Der kleine Töpferort Thurnau am nördlichen
Rand der Fränkischen Schweiz weist rund um den Marktplatz mit dem
Neptunbrunnen ein sehr sehenswertes Gebäudeensemble aus Bürgerhäusern,
Pfarrkirche und Schloss auf. Das Burgschloss Thurnau gehört zu den
bedeutendsten und größten Schlossanlagen Nordbayerns, in der langen
Schlossgeschichte sind Bauwerke und Gebäudeteile vom 13. bis zum 19.
Jahrhundert dokumentiert.
Die verschiedenen Baustile von Spätromanik
über Gotik und Renaissance bis zum Barock zeigen deutlich den Wandel von
einer wehrhaften Ritterburg zur herrschaftlichen Residenz mit Schlossgarten,
Alleen, Schlossweiher und Teepavillon. Durch die verschiedenen Neu- und
Umbauten entstand ein sehr komplexes, verwinkeltes Areal, das auch zwei
Burghöfe aufweist. Eine Besonderheit stellt der überdachte Steg hoch über
der Straße zwischen dem Schloss und der Pfarrkirche St. Laurentius dar; über
die um 1800 erbaute Verbindung gelangten die gräflichen Familien direkt zu
ihren Sitzen in der zweigeschossigen Hofloge der Kirche.
Der Name von Schloss Thurnau wird abgeleitet von dem „Turm in der Au“, den
die Ritter von Förtsch im 13. Jahrhundert auf einem Sandsteinfelsen über dem
sumpfigen Gelände des Aubaches errichteten. Bei der Gründung der Burg wurde
der Felsen für den Bau der Kemenate mit einbezogen, weshalb dieser Teil der
Schlossanlage früher als „Hus uf dem Stein“ bezeichnet wurde.
Zu den
ältesten Gebäuden der Turmburg gehören die 33 m hohe Kemenate und zwei vorgelagerte Türme aus dem 15. Jahrhundert, die als Schutz für den Wohntrakt
und den Innenhof sowie als Gefängnis (Centturm) dienten. Im 18. Jahrhundert
wurden diese Türme mit den markanten welschen Hauben versehen und dazwischen
das Kutschenhaus errichtet. Nach dem Aussterben der Ritter von Förtsch im
Jahr 1565 fiel das Burgschloss Thurnau an die Familien von Giech und von
Künßberg, die den Besitz untereinander aufteilten; seit 1731 waren die
Reichsgrafen von Giech alleiniger Herrscher über das gesamte Anwesen.
In
diesem Zeitraum entstanden zahlreiche Gebäude wie der Hans-Georgen-Bau
(1581-91), der Karl-Maximilian-Bau (1731), der Künßbergbau (1675) und zwei
Treppentürme („Schnecken“) sowie ein Gebetserker an der Kemenate (1581);
eine besondere Rarität ist der Tapetensaal mit Landschaftsbildern im
Karl-Maximilian-Bau.
Nach dem Tod von Friedrich Karl Graf von Giech im Jahr 1938 fiel Schloss
Thurnau an die Freiherren Hiller von Gaertringen; heute befindet sich im
Hans-Georgen-Bau ein musikwissenschaftliches Zentrum der Universität
Bayreuth und im Karl-Maximilian-Bau ein Hotel mit Tagungsräumen. Das
Kutschenhaus und der Marstall bieten Platz für Veranstaltungen der
Volkshochschule, der Rest des Schlosses steht allerdings leer.
Ein Tipp für einen kurzen Spaziergang rund
um das Schloss ist der angrenzende Schwanenweiher; direkt daneben befindet
sich der etwas verwilderte Schlossgarten mit der Lindenallee und dem
verfallenen Teehaus aus dem Jahr 1840 – Romantik fast wie im Märchen.